Ohrakupunktur-punktgenau

Ohrakupunktur-punktgenau

Die Besonderheiten der Ohrakupunktur:

Die Ohrakupunktur, auch Aurikulotherapie genannt, ist ein eigenständiges und ganzheitliches Therapiesystem für Körper, Geist und Seele. Sie ist einfach zu erlernen, in sich stimmig und sehr wirksam.  

Das Behandlungsspektrum ist groß. Dazu gehören auch

  • akute und chronische Schmerzzustände
  • vegetative Beschwerden
  • funktionelle Störungen innerer Organe
  • allergische Erkrankungen.

Ohrpunkte und Areale reagieren nur, wenn z.B. eine Störung eines Organs - funktionell oder organisch - vorliegt. Diese Bereiche können druckempfindlich, sichtbar auffällig und/oder tastbar sein. Dies ist eine Besonderheit der Ohrakupunktur im Rahmen der Diagnostik.

Zwei Behandlungssysteme - ein kurzer Einblick in die geschichtliche Entwicklung

Es entwickelten sich zwei wichtige Systeme

  • Französische Schule nach Dr. Paul Nogier
  • Chinesische Schule

Der französische Arzt Dr. Paul Nogier erforschte ab den 1950er Jahren die Auriculotherapie systematisch und entdeckte, dass Organe und Körperzonen punktuell am Ohr repräsentiert sind. Er fand heraus, dass Punkte nur dann reagieren, wenn eine Störung z.B. im entsprechenden Organ vorliegt. Dr. Nogier erkannte den Zusammenhang zwischen der Wirbelsäule und Anthelix. 1956 machte er seine Erkenntnisse in einem Vortrag bekannt und veröffentlichte später seine Übersichtskarten über Ohrpunkte.

Die Chinesen übernahmen Nogiers Kenntnisse, entwickelten ihr eigenes Therapiekonzept und veröffentlichten ihre eigene Ohrkarte.

Beide Karten unterscheiden sich in der Lage der Punkte und in ihrem Ansatz für Diagnose und Therapie. Die Kombination beider Systeme hat nach meinen Erfahrungen einen großen synergistischen Effekt.

Der Einsatz der Ohrakupunktur bei Heuschnupfen

Wichtige Kriterien für den Einsatz der Ohrakupunktur sind:

  • der Zeitpunkt der Behandlung – akutes Stadium oder Prophylaxe
  • Symptome: charakteristisch für den Heuschnupfen ist die Beteiligung der oberen Atemwege und der Augen. Durch die allergische Reaktion auf Blüten- und Gräserpollen kann es zu Juckreiz, brennenden Symptomen, Niesanfällen und Schwellungen im Bereich der Augen kommen.
  • Begleiterkrankungen – z.B. chronische Sinusitis
  • Grunderkrankungen aus dem atopischen Formenkreis - z.B. Neurodermitis

Die Punktauswahl

Die Auswahl erfolgt nach den vorherrschenden Symptomen und der mittels eines Punktsuchgerätes getesteten Punkte am Ohr über die Pulstastung am Radialispuls.

Der Einsatz im akuten Stadium

Hier sind folgende Aspekte zu beachten:

  • Punkte, die einen Bezug zu den akuten Symptomen haben,
  • die psychisch und vegetativ ausgleichend wirken und
  • die einen Bezug zum Immunsystem und/oder zur Chronizität, also zu jährlich wiederholenden akuten Beschwerden, haben.

Hier einige ausgewählte Punkte:

Französische Punkte:

Allergie/Histaminpunkt – Allergie, Störfelder

Nasenschleimhaut – Heuschnupfen

Ω (Omega-) Hauptpunkt – Chronische Beschwerden, vegetativ ausgleichend

Ω 1 – Bezug zum Stoffwechsel und zu den Atemwegen

 

Chinesische Punkte:

Auge (8) – Augenbeteiligung bei Heuschnupfen

Endokrinum (22) – Stabilisierung Immunsystem

Hypophyse (28) – Stabilisierung Immunsystem

Shen Men (55) - Psychisch und vegetativ ausgleichend

 

Wichtig - was es zu beachten gilt

Im Rahmen der Ohrakupunktur und für den Einsatz der oben genannten Ohrakupunkturpunkte sind, beispielhaft, folgende Aspekte zu beachten:

  • Kontraindikationen - z.B. akute lebensbedrohliche Situationen, lokale Entzündungen am Ohr
  • Wechselwirkungen mit Medikamenten – z.B. Kortison, Immunsuppressiva
  • Komplikationen und Nebenwirkungen – z.B. Erstverschlechterungen, Entzündungen am Ohr (Chondritis)
  • Störfelder – z.B. chronische Sinusitis
  • Schwangerschaft – Ausschluss von bestimmten Ohrakupunkturpunkten
  • Lateralitätsinstabilität

Die Ohrakupunktur sollte daher nur durch einen erfahrenen Therapeuten (Arzt/Ärztin oder Heilpraktiker*in) eingesetzt werden.

Die Therapie mit der Ohrakupunktur im Akutfall

Bei der Akutbehandlung sind, meiner Erfahrung nach, 2-3 Behandlungen pro Woche empfehlenswert, bis die Symptome abgeklungen sind. Danach 2-3 Behandlungen pro Monat, bis zu einer eventuellen anhaltenden Beschwerdefreiheit. Diese ist von vielen weiteren Faktoren abhängig.

Fazit

Die Ohrakupunktur kann, rechtzeitig vor Beginn der Heuschnupfenzeit (ca. 4-6 Wochen), als Prophylaxe eingesetzt werden. Im akuten Stadium ist, unter Einbeziehung aller bisher genannten Inhalte, eine gute Prognose bis hin zu einer anhaltenden Beschwerdefreiheit möglich. Um diese zu erreichen, sollten zusätzlich ergänzende Therapien berücksichtigt werden, wie z.B. eine begleitende Darmsanierung und die Stabilisierung des Immunsystems.

Literaturhinweise:

Leitfaden Ohrakupunktur, Manfred Angermaier, Urban & Fischer, Elsevier, ISBN 978-3-437-55424-7

Arbeitsbuch Ohrakupunktur, Michael Noack, akapit Verlagsservice

Ohrakupunktur für Praktiker, Hans P. Ogal, Bernhard C. Kolster, 2. unveränderte Auflage, Karl F. Haug Verlag, ISBN 978-3-8304-7413-5