Eine Ode an die Komfortzone

Eine Ode an die Komfortzone

Sätze wie „get out of your comfortzone“ oder „the magic happens out of your comfort zone“ sind längst zu einer Art Mantra kommerzieller Persönlichkeitsentwicklung geworden.
Entwicklung, Abenteuer, Erfolg – alle schönen Dinge des Lebens können nur passieren, wenn man sie verlässt: Die Komfortzone. Doch was meint eigentlich das Wort Komfortzone? Duden definiert es als einen „von Bequemlichkeit und Risikofreiheit geprägte(n) Bereich des privaten oder gesellschaftlichen Lebens“ und beschreibt den Gebrauch des Wortes als „oft leicht abwertend“. Diese negative Konnotation der Komfortzone sollte nicht überraschen, schließlich begegnet uns diese Haltung nicht nur häufig in der Literatur, sondern auch zur Genüge im alltäglichen Leben.

Sicher, ein dauerhaftes „Ausruhen“ innerhalb der Komfortzone kann auf Dauer nicht zu Wachstum oder Entwicklung führen.

Doch was im Allgemeinen oft außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass die eigene Komfortzone einem wichtigen Zweck dient: 
Sie ist das zu Hause unseres inneren Wohlbefindens, in welcher wir uns sicher und geborgen fühlen. Das Nutzen und Zurückziehen in eine gesunde Komfortzone ist somit gerade für Menschen in stressigen, psychisch belastenden Lebenssituationen essentiell. Doch anstatt uns ganz bewusst und wertschätzend mit unserer Komfortzone auseinanderzusetzen, werden wir tagtäglich quasi darauf trainiert, die Komfortzone als etwas Negatives anzusehen, die es zu verlassen gilt. 
Hier offenbart sich die Krux, denn eigentlich kann und sollte man sich nur aus einer gesunden, gepflegten Komfortzone heraus weiterentwickeln. Ganz nach dem Motto: 
„Was immer du tust, tue es aus einem guten Zustand heraus“, wie mein Ausbilder während der Resilienztrainer-Fortbildung immer wieder betonte.
Ich möchte dich in diesem Beitrag dazu einladen, den Begriff „Komfortzone“ neu zu denken. 


Starten wir mit einem kleinen Gedankenexperiment: Stelle dir dich innerhalb einer stressigen Lebenssituation vor. 
Viel Arbeit, wenig Freizeit, Ärger im Privatleben. Ohne eine gesunde Komfortzone greift Stress auf direktem Weg deine Psyche, dein Wohlbefinden und deine Gesundheit an. Eine gesunde Komfortzone kann dir in solchen Momenten dabei helfen, besser mit Stress umzugehen und dir als persönlicher Rückzugs- und Regenerierungsort dienen.

Gut mit sich selbst umzugehen und gut für sich selbst zu sorgen fällt in stressigen Lebenssituationen besonders schwer. Umso wichtiger ist es, sich bewusst mit der eigenen Komfortzone auseinanderzusetzen und sie in gesundem Maße zu kultivieren, damit man in stressigen Zeiten von ihr profitieren kann. 
Doch wie komme ich meiner Komfortzone denn nun auf den Grund?

Ich lade dich an dieser Stelle dazu ein, dir heute einmal ganz bewusst ein paar Minuten nur für dich und deine Komfortzone zu nehmen. 
Nimm dir etwas zu Schreiben und sammle im Brainstorming-Verfahren alle deine Gedanken zu folgenden Impulsen:

Komfortzone – Was bedeutet das für mich?
Wie sieht meine Komfortzone aus? 
Wie wünsche ich mir meine Komfortzone?
Wo verorte ich meine Komfortzone gedanklich in meinem Körper? 
Was bringt mich in einen guten Zustand? 
Was beruhigt/entspannt mich? 
Was macht mir Spaß? 
Was gibt mir ein gutes Gefühl?
Welche Rituale/Routinen tun mir gut?

Und nun: Viel Spaß beim Erkunden deiner Komfortzone. Sei nicht erschrocken oder traurig, wenn du bemerken solltest, dass deine Komfortzone aktuell eher diffus ist oder dir zu manchen Fragen nur wenig in den Sinn kommt. 
Nutze die Erkenntnis, gehe deiner Komfortzone auf den Grund und gestalte sie Stück für Stück zu einem wohltuenden Ort für 
dich selbst. 

Deine psychische Gesundheit wird es dir danken.