
Riechen, Erinnerungen und die Gefühlswelt
„Jedes Molekül macht ein Gefühl“, dieser Satz von Prof. Dr. Bettina Pause, Geruchsforscherin der Uni Düsseldorf, stellt schnell klar, dass überall in der Luft Duftmoleküle vorkommen und wir emotional davon beeinflusst werden, auch wenn wir längst nicht alles bewusst wahrnehmen. Doch wie kommt es dazu?
Der Weg des Duftes
Schauen wir uns den Weg der chemischen Reizleitung eines Duftes an. Wir atmen ca. 23.000 Male pro Tag ein und aus. Dabei strömt die Luft, die mit den verschiedensten Aromen versetzt ist, je nachdem wo wir uns aufhalten, durch die Nase ein.
In den oberen Nasenmuscheln (Conchae), am Nasendach und den bilateralen Schleimhäuten der Nasenscheidewand befindet sich die sogenannte Riechschleimhaut (Regio olfactoria), die mit ca.30 Millionen Riechzellen ausgestattet ist. Jede Riechzelle ist eine bipolare Nervenzelle, die sich alle 4-5 Wochen erneuert. Sie verfügt nach caudal über Zilien, den sogenannten Sinneshärchen, die im Riechepithel eigebettet sind und mit verschiedenen Rezeptoren bestückt sind. Von den Rezeptoren gibt es über 350 verschiedene Typen, die über das Schlüssel/ Schlossprinzip aktiviert werden und über Ionenkanäle Aktionspotenziale auslösen. So wird ein Duftmolekül von einem chemischen Reiz zu einem elektrischen Reiz umgewandelt und über das craniale Axon durch die Siebbeinplatte zum Riechkolben (Bulbus olfactorius) geführt.
Von hier aus gelangt die Duftinformation direkt zum limbischen System, denn dieser kurze Weg wird ipsilateral verschaltet. Das bedeutet, dass Duftmoleküle, die das rechte Nasenloch passieren in der rechten Hemisphäre verarbeitet werden und die Duftpartikel, die über das linke Nasenloch aufgenommen werden im linken Hirnareal verarbeitet werden. Das heißt, dass Duftimpulse nicht den Thalamus kreuzen. Der Thalamus ist das zentrale Steuerungsorgan sensibler und sensorischer Sinne und wird auch „Tor des Bewusstseins“ genannt. Dieser sogenannte Wächter, der entscheidet, ob wir etwas bewusst oder unbewusst wahrnehmen, leitet zum Beispiel akustische und optische Reize an die verschiedenen Großhirnareale. Duft geht diesen Weg nicht, sondern wird direkt zum limbischen System verschaltet.
Das limbische System
Hierzu gehört die Amygdala (Mandelkern), die eine zentrale Rolle bei der Regulierung von Angst- und Furchtreaktionen spielt.
Der Hippocampus (Seepferdchen) und der Gyrus hippocampi sind für das Gedächtnis verantwortlich. Hier werden Informationen zwischengespeichert und in Ruhephasen verfestigt, um anschließend in weitere Hirngebiete weitergeleitet zu werden.
Auch der Hypothalamus gehört zur Region des limbischen Systems und spielt eine zentrale Rolle bei vegetativen und endokrinen Vorgängen. Hier werden unsere Basisstrukturen wie Atmung, Kreislauf, Körpertemperatur, aber auch Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme und das Sexualverhalten gesteuert.
Und wie bewirkt nun der Geruch verschiedene emotionale Zustände?
Je nachdem, wie ein Geruch bei uns aufgenommen wird, werden verschiedene Botenstoffe ausgeschüttet. Nehmen wir einen Duft als positiv wohlig wahr, dann werden vorwiegend die sogenannten Glücksbotenstoffe wie Serotonin, Endorphin oder Dopamin ausgeschüttet.
Wie wir einen Duft bewerten, hängt mit unserem Duftgedächtnis zusammen, wenn wir das erste Mal einen bestimmten Duft wahrnehmen. Der Duft wird mit der jeweiligen Gefühlslage und der Situation zusammen gespeichert und wird uns somit jedes Mal wieder in die Gefühlswelt von damals bringen, als wir den Duft das erste Mal wahrgenommen haben. Das geschieht in Bruchteilen von Sekunden und wird meist unbewusst wahrgenommen.
Dufterlebnisspeicher
So kann zum Beispiel der Duft einer Mandarine Glücksgefühle auslösen oder bei Speicherung mit negativen Erlebnissen auch Unwohlsein. Und wir erkennen, dass es nicht die Düfte gibt, die immer als positiv oder negativ wahrgenommen werden, denn jeder Mensch hat einen eigenen Dufterlebenisspeicher. Das ist von großer Bedeutung, denn in der Verwendung von Aromen sollten wir als Therapeut*innen darauf vorbereitet sein, dass Düfte mitunter auch zu Retraumatisierungen führen können.
Wie Christine Lamontain in ihrer Arbeit über Duftkommunikation erzählt: die eigene Nase entscheidet, ob wir einen Duft als angenehm oder eben als unangenehm empfinden. Und mit den angenehmen Düften wird gearbeitet, wenn wir ganzheitlich einen Patienten begleiten. Da wir über130 verschiedene ätherische Öle zur Verfügung haben, bleibt genug Möglichkeit, um genau das zu mischen, was dem Patienten hilft UND für ihn wohlig riecht.
Außerdem wissen wir aufgrund der verschiedenen Inhaltsstoffe in den ätherischen Ölen, welche Botenstoffe durch das ätherische Öl ausgeschüttet werden. Zum Beispiel wird Serotonin durch Vanille, Benzoe Siam, Tonka, Lavendel fein, Neroli, Kamille römisch und Majoran aktiviert. Das fördert Entspannung, Ruhe und Ausgeglichenheit und kann Ängste, Reizbarkeit und Wut mindern.
Im Gegensatz dazu kann durch Rosmarin, Wacholder; Ingwer, Kardamom, Pfeffer und Lemongrass der Botenstoff Noradrenalin freigesetzt werden. So erleben wir mehr Wachheit und Aktivität und stärken nebenbei unsere allgemeinen Abwehrkräfte.
Die verschiedenen Botenstoffe werden zwar in verschiedenen Hirnarealen produziert, jedoch durch Duftstoffe aktiviert.
Möchtest Du mehr über Wirkweise der Düfte lernen, besuche gern unsere Ausbildung zum/r Aromatherapeut*in
Ich wünsche Dir eine Umgebung mit herrlichen Düften, die Dein emotionales Gleichgewicht halten oder wiederherstellen können.
Ina Weppler
Physiotherapeutin & Heilpraktikerin
35066 Frankenberg
06451/ 40 870 53
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