Wie beeinflussen Darmbakterien das Gehirn?

Wie beeinflussen Darmbakterien das Gehirn?

Der Darm ist von Billionen von Bakterien besiedelt, die in den Schleimhäuten der Darmwände sitzen – das Mikrobiom. Inzwischen ist bekannt, wie wichtig das Mikrobiom in unserem Darm ist und welchen Einfluss es hat auf die gesamte Gesundheit des Menschen: Die Mikroben sind nicht nur Verdauungshelfer, die die aufgenommene Nahrung weiterverarbeiten, sie unterstützen auch das gesamte Immunsystem und stehen in engem Zusammenhang mit der eigenen Stimmung sowie der Produktion von wichtigen Neurotransmittern im Gehirn.

Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, was auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen ist. Es fängt bei Herkunft und Geburt an und hört bei Ernährung, Schlaf, Stress, Hygiene und Umweltbedingungen auf. Man geht davon aus, dass etwa die Hälfte aller Darmbakterien in jedem Menschen gleich ist, der Rest ist jedoch so individuell, wie der Mensch selbst.

Die sogenannten Pro-Kulturen, zu denen Lakto- und Bifidobakterien gehören, sorgen dafür, dass die Darmflora und die Verdauung gut funktionieren und der Mensch somit Nährstoffe und Vitamine aus der aufgenommenen Nahrung aufnehmen kann. Diese Kulturen sollten im Darm deutlich überwiegen. Ist dies nicht der Fall und Kolibakterien haben große Teile des Darms besiedelt, können neben Verdauungsbeschwerden auch Beschwerden auftreten, die auf den ersten Blick nicht unbedingt mit dem Darm in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen z.B. Konzentrationsschwäche, Leistungsabfall und Müdigkeit.

Die Redewendungen „auf sein Bauchgefühl hören“ oder „mir ist etwas auf den Magen geschlagen“ kommen nicht von ungefähr. Inzwischen untersuchen Forscher auf der ganzen Welt, wie die Darmflora auf das, was Menschen denken und fühlen, Einfluss nimmt. Dabei haben Wissenschaftler der University of North Carolina herausgefunden, dass die Ansammlung von Bakterien bzw. der Zustand der Darmflora im Zusammenhang mit der Stimmung stehen kann.

Die Darm-Gehirn-Darm-Kommunikation läuft über die Darm-Hirn-Achse (gut-brain-axis) ab und zwar in beide Richtungen. Hauptsächlich erfolgt diese Kommunikation über Nervenverbindungen im Rückenmark, ein anderer Weg ist der über den Nervus vagus, der vom Hirnstamm zum Verdauungsapparat verläuft und an vielen Regulationsvorgängen im Darmtrakt beteiligt ist. Auch das enterische Nervensystem (ENS), ein Geflecht von Nervenzellen, das die Darmwand durchzieht, ist an der Mikrobiom-Kommunikation beteiligt.

Die Darmflora mit ihren Mikroben kann über unterschiedliche Mechanismen das Gehirn und auch die Stimmung beeinflussen: Darmbakterien sind wichtige Bausteine für Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA, von denen alle eine wichtige Rolle für die Stimmung spielen. Bei einer Darmfloradysbakterie kann somit die Produktion bzw. die Umwandlung in die wichtigen Neurotransmitter negativ beeinflusst werden. Hinsichtlich des Neurotransmitters GABA, der nur durch Darmbakterien richtig synthetisiert wird, ist das vor allem wichtig für einen guten und erholsamen Schlaf und gegen Stresssymptome.

Interessant ist vor allem der Zusammenhang von Serotonin und dem Darm: Das Darmbakterium Bifidobacterium infantis ist an der Tryptophan-Synthese beteiligt, dem Grundbaustein für das Hormon Serotonin. Über 95 % dieses Bausteins werden im Darm produziert. Bei einer Minderbesiedlung des Darms durch die jeweiligen Bakterien ist somit eine ausreichende Synthese von L-Tryptophan und GABA möglicherweise nicht ausreichend möglich.

https://www.naturheilkundepraxis-wenz.de/